"Vom Verkäufer zum Seelsorger"
Bitte stelle dich vor:
Mein Name ist Thomas Liedtke, ich bin Jahrgang '81 (4. März) und bin im westfälischen Münsterland, in Vreden groß geworden; das liegt an der hölländischen Grenze.
Lebenslauf:
Dort bin ich in der Pfarrkirche St. Georg getauft worden und hatte dort meine Erstkommunion und Firmung.
Nach der Erstkommunion begann mit dem Messdienern dann auch meine katholische Karriere.
Später war ich auch Firmkatechet und bin auf Firmwochenenden mitgefahren - habe zudem aber auch viele Messdienerlager begleitet mit einer Gemeinschaft von ungefähr 120 Messdienern.
Es gab ja auch noch Messdienerinnen - das war ja getrennt. Messdienerinnen gab es auch nochmal so viele. Also schon eine ziemlich große Gemeinde.
Ich haben dann nach meinem Schulabschluss an der St. Georg Schule eine Ausbildung gemacht zum Verkäufer für Herren-Oberbekleidung. Nach 2 Jahren habe ich die Ausbildung beendet. Und weil der Kontakt zur Kirchengemeinde immer da war und mir das auch immer sehr viel Spaß gemacht hat, bin ich durch unseren damaligen Pastoralassistenten, der seine Ausbildung bei uns gemacht hat, darauf hingewiesen worden, diesen Beruf zu ergreifen.
Diesen Weg bin ich dann gegangen und habe mein Fachabi gemacht und dann in Paderborn 4 Jahre lang Religionspädagogik studiert. Mein Anerkennungsjahr habe ich dann in Recklinghausen gemacht - damals noch für das Bistum Münster - , habe in der Studienzeit aber bereits meine jetzige Frau kennengelernt, welche für das Bistum Essen studiert hat und bin dann 2008 auch ins Bistum Essen gewechselt. In diesem Jahr haben wir auch geheiratet.
Anschließend habe ich die Assistenzzeit in Duisburg - Pfarrei Judas Thaddäus - gemacht. Nach einem Jahr kam bereits die Info, bzw. die Stellenbeschreibung, dass eine Stelle in St. Marien in Oberhausen frei wird und war sofort begeistert, weil ich dann - gerade als Münsterländer - endlich wieder mit dem Fahrrad zum Arbeitsblatz fahren kann.
Ich habe das dann mit dem Bistum abgeklärt und habe auch schonmal mit dem Pfarrer gesprochen. Ein Jahr musste ich dann noch überbrücken, aber das hat ja alles fantastisch geklappt, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier. Ja, und so bin ich nach St. Marien gekommen.
Meine Hobbys:
Ich lese gerne, soweit es Zeit und Ort erlaubt - Krimis lese ich gerne, Karl May lese ich gerne. Zudem lese ich auch gerne theologische Schriften, Artikel und Bücher.
Ich gucke aber auch gerne Filme und Serien, ob jetzt Netflix oder was anderes.
Natürlich beschäftige ich mich auch viel mit meiner Familie - meiner Frau und zwei Kindern.
Wie kamst du auf die Berufung zum Seelsorger?
Wie schon gesagt, hatten wir damals einen Pastoralassistenten in unserer Pfarrei, der seine Ausbildung da absolviert hat und mit dem ich auch ganz eng zusammengearbeitet habe, in der
Firmvorbereitung zum Beispiel. Es hat sich dann eine Freundschaft entwickelt zu diesem Pastoralassistenten und wir haben ganz schnell fetsgestellt, dass wir alle ein gemeinsames Interesse haben -
und das ist Bud Spender, also die Filme. Und so kam dann die Freundschaft zustande und irgendwie hat es sich dann auch entwickelt, dass wir auf Firmwochenenden waren und so weiter.
Ich persönlich habe immer schon gedacht, dass in der Kirche arbeiten ein toller Job ist, aber ich wollte immer auch schon gerne Familie haben. Deswegen habe ich immer gesagt, dass ich gerne Kaplan werden würde, aber ohne Zölibat. Und da gab es dann eben diese Möglichkeit. Und so bin ich dann zu diesem Beruf gekommen.
Schon mein damaliger Lehrmeister hat mir gesagt, dass ich mir doch mal überlegen solle, ob das wirklich das richtige für mich ist als Verkäufer im Laden zu stehen, weil ich ja auch sehr viel in der Gemeinde machen würde. Und ich habe dann darüber nachgedacht und bin schnell zu dem Entschluss gekommen, dass ich diesen Weg als Seelsorger gehen möchte.
War lang der Weg, aber es hat sich gelohnt!
Natürlich muss ich dazu auch sagen, dass als Messdiener der Kontakt zum Gottesdienst immer da war. Ich bin leidenschaftlicher Messdiener gewesen! Ich war immer gerne am Altar mit Weihrauch und drei Kohlen drinnen und sowas alles... Das gehörte alles dazu und daher kam dann auch das Interesse an diesem Beruf.
Was sind in St. Marien deine Aufgaben bzw. Schwerpunkte?
Die Schwerpunkte sind mit der Zeit angewachsen.
Also angefangen habe ich damals unter der Prämisse, dass ich hier die Erstkommunionvorbereitung übernehme. Und das habe ich auch getan. Ganz schnell war dann auch klar, dass ich für die Jugendarbeit mit zuständig bin, weil es da auch keinen hauptamtlichen Seelsorger gab, der sich um die Jugendlichen gekümmert hat. Und dann hat es sich so ergeben, dass ich erstmal in der Leiterrunde der Jugend drin war und in der Leiterrunde in St. Johannes, das hatte ich mit der Claudia damals so ausgemacht.
Und im Grunde genommen ist es ja heute immernoch so, dass ich eher die frei Jugend begleite und Claudia die Messdiener.
Mit der Zeit haben sich unsere Aufgaben aber auch verändert.
Also ich bin zuständig für die Erstkommunion und die Judendarbeit, bzw. bin ich teilweise eher Ansprechpartner, daenn die meiste Jugendarbeit läuft ja auch in den Gruppen selbstständig, was ja auch sehr gut ist. Und ich hatte nie das Bedürfnis da zu sagen, dass das anders gemacht werden müsse.
Ganz wichtig ist natürlich auch das Jugendnetzwerk für die Pfarrei.
Später kam dann noch die Firmvorbereitung hinzu, zusammen mit Frau Keil und Herrn Henze, der das damals noch mit begleitet hat. Die Firmvorbereitung mache ich immernoch.
Nebenbei gibt es im Alltag auch viele kleine Dinge die anfallen. So zählt seit einiger Zeit der Beerdigungsdienst mit zu meinen Aufgaben dazu sowie auch die üblichen Sitzungen - Pastoralteam, Gemeinderat, Pfarrgemeinderat etc. Viele Dinge sind eben so Kleinigkeiten.
Warst du früher als Kind/ Jugendlicher in der Kirche aktiv und was war deine Motivation?
Ich war als Jugendlicher aktiv, bin in einer katholischen, engagierten Familie groß geworden, so dass es für mich auch selbstverständlich war, da weiter mit zu machen. Meine Mutter war dann
auch Kommunionkatechetin und in einem Familienmesskreis tätig, wo dann ganz klar war: Wenn etwas in der Messe zu tun ist war ich dabei.
Nach meiner Firmung lag ein Zettel in der Bank "Wer hat Lust auf einen Jugendliturgiekreis mit dem Kaplan?" und da hatten ich sowie 7 oder 8 weitere Lust zu, sodass wir da auch aktiv waren und Gottesdienste gestaltet haben. Ich war natürlich weiterhin als Messdiener aktiv, wobei ich eine Zeit lang Pause gemacht hatte. Nach der Erstkommunion war ich ja Messdiener geworden und dann hatte irgendwann mein Gruppenleiter keine Zeit mehr, was ich doof fand, sodass ich dann eine Zeit lang den Dienst als Messdiener pausiert habe. Über meinen Freundeskreis aus der Schule bin ich dann auf einen gestoßen, der noch in der Gruppe war, sodass ich dann auch wieder rein gegangen bin. Ich bin dann ins Messdienerlager mitgefahren, bin Gruppenleiter geworden.
ich habe aber auch während dieser Pause den Kontakt zur Kirche nie abgebrochen, wir waren immer Kirchgänger und ich war auch immer gerne im Gottesdienst. Das hat mich immer fasziniert, wie der Pastor oder die Pastöre da vorne am Altar standen und die Messe unterschiedlich gefeiert haben - der eine hat es so gemacht, der andere hat es wieder so gemacht... Dazu noch die Musik, das hat mich schon fasziniert.
Das hat mir wirklich Spaß gemacht und das war dann auch die Motivation weiterhin dabei zu sein.
Wenn du an das Wort "Messdiener" denkst: Was für 3 Worte/Wörter fallen dir dazu ein?
Das sind die ersten drei Begriffe, die mir dazu einfallen, zumindest wenn ich an meine eigene Messdienerzeit denke.
Weihrauch für das Messe dienen, Lager für die Aktivitäten außerhalb und Bier für den Spaß halt. Man hat sich ja auch als Leieterrunde getroffen und anschließend abends beim Stammbier ein Pils getrunken - das gehörte einfach dazu.
Die meisten Ministranten haben einen Dienst den sie besonders gerne ausüben. Was war das bei dir?
Also wir haben das immer vorher abgemacht, wer was macht und das war ja immer unterschiedlich. Also ich war jetzt nicht speziell für irgendetwas zuständig.
Was ich immer gerne gemacht habe ist die Gabenbereitung und Weihrauch - das sind so die beiden Dinge die ich am liebsten gemacht habe.
Als Messdiener erlebt man ja viele skurrile Dinge, sei es im Gottesdienst oder außerhalb bei Gruppenstunden, Lagern, Ausflügen. Fällt dir dazu eine Geschichte ein?
Ich kann mich an meinen ersten Auftritt als Flamboträger - bei uns hieß das Fackelträger - erinnern. Es war Weihnachten und wir sind eingezogen und ich bin über mein gewand gestolpert. So mitten vor dem Altar. Tja, erster Auftritt, ich war total aufgeregt und dann falle ich auch noch hin.
Siehst du zwischen der Zeit als du Messdiener warst und der heutigen Zeit Unterschiede? Ist irgendwas anders geworden?
Hmm, gute Frage. Kann ich jetzt so gar nicht sagen, weil ich ja auch aus einer ganz anderen Gegend komme.
Gut, damals hatten wir noch wöchentliche Messdienerstunden. Wir hatten zehn Messdienergruppen mit mindestens acht Kindern, das war damals in Vreden vielleicht anders als hier. Wobei es hier früher ja auch viel mehr Messdiener gab.
Aber ansonsten... naja was immer total unterschiedlich ist - früher und heute - sind die Schellen bei der Wandlung.
War dir in der Kirche schon einmal langweilig?
Ja. Klar, immer mal wieder.
Gibt es etwas was du uns, den Messdienern St. Marien, schon immer einmal sagen wolltest, aber aus irgendwelchen Gründen noch nie getan hast?
Ich bin ja 2010 hierhin gekommen und seitdem bis zum heutigen Zeitpunkt ist die Messdienerarbeit sehr positiv aufgebaut worden. Das beobachte ich wirklich, da ist wirklich ganz viel Engagement bei und Einsatz, auch ständig was Neues zu machen - das beobachte ich sehr positiv und sehe euch da auch als sehr positiv an. Das muss ich wirklich sagen, das ist gut!
Hast du eine Lieblingbibelstelle?
"Mit meinem Gott überspringe ich Mauern." (Psalm 18, 30)
Ich hatte einige Mauern in meinem Leben zu überspringen, auch in der Zeit der Ausbildung, und da hat mir das schon immer sehr geholfen. Ich hab' das irgendwann mal zufällig gesehen und
dachte, dass das voll zu mir passt. Leidenschaftlicher Messdiener und Gottvertrauen hast du auch und mit dem schaffe ich alles.
Cola oder Pepsi?
Cola.
Berge oder Meer?
Meer.
Schokolade oder Chips?
Chips. Wobei Schokolade esse ich auch gerne, ist unterschiedlich...
McDonalds oder Burger King?
McDonalds.
Auto oder Fahrrad?
Fahrrad.
Kaffee oder Tee?
Kaffee.
Komödie oder Horrorfilm?
Komödie.
Achterbahn oder Wellness?
Wellness.
Rot oder blau?
Rot.
Brot oder Brötchen?
Brot.
Nuss-Nougat-Creme oder Marmelade?
Marmelade.
WhatsApp oder Facebook?
WhatsApp.
E-Mail oder Brief?
E-Mail.
Vielen Dank für das Interview!
Dankeschön.